Schulwald und Schulgarten

Unsere Streuobstwiese:


Anlage einer Streuobstwiese mit 20 seltenen, alten Hochstamm-Obstbäumen (Förderung der Biodiversität) in mittelbarer Nähe zum Schulwald – ca. 100m entfernt.
Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben auf Streuobstwiesen, viele davon sind stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. So dienen die Wiesen etwa Orchideen, Fleder-mäusen und zahlreichen Schmetterlingsarten als wichtiger Lebens-raum. Für den  Natur-schutz sind solche Flächen von unschätzbarem Wert. Legt man eine Streuobstwiese neu an, so braucht es eine Menge Einsatz und viel Geduld, bis sie sich entwickelt. Aber es ist lehrreich und spannend, die Wiese bei ihrer Entwicklung zu begleiten und die Veränderungen mitzuerleben.

Besonders robuste Apfelsorten für die Streuobstwiese der GmS Kellinghusen:

1. Roter Eiserapfel
2. Kardinal Bea
3. Krügers Dickstiel
4. Schöner aus Herrnhut
5. Schöner aus Nordhausen
6. Rheinischer Krummstiel
7. Rheinischer Bohnapfel
8. Finkenwerder Herbstprinz
9. Rote Sternrenette

Besonders robuste Kirschsorten für die Streuobstwiese:

10. Grosse Schwarze Knorpelkirsche
11. Hedelfinger Riesenkirsche
12. Dönissens Gelbe Knorpelkirsche

Besonders robuste Pflaumensorten, Zwetschensorten, Mirabellensorten für die Streuobstwiese:

13. Bühlers Frühzwetsche
14. The Czar
15. Mirabelle aus Nancy
16. Ontariopflaume


Die Gründung eines direkt neben dem Schulwald liegenden Schulgartens mit Hochbeeten (wegen der im Boden befindlichen Versorgungsleitungen und der sehr schlechten Bodenbeschaffenheit und -qualität) als Teil eines „grünen Oberstufenschulhofs“ – ein Ruhe- und Rückzugsgebiet für gestresste OberstufenschülerInnen.

Anlage von Forschungsbeeten innerhalb des Schulgartens (Ökologie: Wirkung abiotischer Faktoren auf das Pflanzenwachstum oder Mendel´sche Regeln zum Thema Vererbung – oder auch Thema: vegetative Fortpflanzung am Beispiel der Erdbeerpflanze) oder  Anbau uralter Getreidesorten wie Emmer, Einkorn und Dinkel – zum Thema: Entstehung des Hochzucht-weizens durch Polyploidisierung.

Ein größerer Teil der Hochbeete wurde mit Wildblumen bepflanzt, um den Bienenvölkern, wir besitzen mittlerweile eine kleine Imkerei,  auch aus dem Schulgarten ein Nahrungsangebot zu machen. Honigbienen sorgen zusammen mit rund 560 verschiedenen heimischen Wildbienenarten für Vielfalt in der Natur. Zudem sorgen Bienen für Vielfalt auf unseren Tellern, denn sie bestäuben die allermeisten Wild- und Kulturpflanzen und verhelfen ihnen so zu Blüte und Frucht. Mit Honig, Bienenwachs und Gelée royale liefert die Honigbiene außerdem wertvolle Naturstoffe. Bienen leisten einen unschätzbaren Beitrag für den Erhalt der Biodiversität und den Fruchtertrag vieler Gemüse-, Obst- und Ackerkulturen. Von der Bestäubung durch Bienen hängen auch in Deutschland wichtige landwirtschaftliche Erträge im Pflanzen-, Garten- und Obstbau ab. Viele Kulturpflanzenarten sind auf den Blütenbesuch durch Bienen, aber auch andere Bestäuberinsekten wie Fliegen, Wespen und Schmetterlinge angewiesen oder ihr Ertrag wird durch sie höher und sicherer.

Geschichtliches zum Schulwald
Der Schulwald wurde vor ca. 25 Jahren von der Schule selbst angelegt. Auf einem 5000m² großen Gelände direkt an der Schule wurden 1000 ganz kleine Baumsetzlinge eingepflanzt, die jetzt relativ groß sind.

So wurde es an der Zeit, einen Lehrwald  daraus zu machen. Der Schulwald ermöglicht uns Schülern und Schülerinnen jede Menge spannende praktische Arbeiten, um die theoretischen Erkenntnisse des Bio-Unterrichts zu ergänzen. Aber auch fächerübergreifendes, zum Beispiel mit dem Fach Technik,  und nachhaltiges Handeln kann hier in die Tat umgesetzt werden. Pflanzen, pflegen, erforschen und erkunden, entdecken und untersuchen, das alles soll unser Schulwald uns ermöglichen. Wir wollten in Zusammenarbeit mit dem Fach Technik deswegen unbedingt auch ein grünes Klassenzimmer, eine Lernwerkstatt Schulwald, aufbauen. Es sollte in direkter Nachbarschaft zur Schmetterlingswiese entstehen, die wir angelegt hatten. Hier sollte im Sommer der Unterricht draußen stattfinden.

Natürlich gehört zu unseren Arbeiten unter anderem, dass wir uns vorher eingehend über alles informieren, vor allem über unsere Pflanzen. Schließlich wollten wir Informationsschilder erstellen, die wir den Pflanzen zuordnen.
Aber auch an die Finanzierung unseres Projekts mussten wir denken. Deshalb beteiligten wir uns an der Aktion Fifty-Fifty  der Deutschen Umwelthilfe. Wir sammelten Althandys, die entweder wieder verwendet oder recycelt wurden. Die wurden dann zur Deutschen Umwelthilfe geschickt, die von der Telekom 3€ für jedes Handy bekommt. Die Hälfte davon bekamen wir für unser Schulwaldprojekt, die andere Hälfte erhielt die Deutsche Umwelthilfe. Zusätzlich ersparten wir dadurch der Umwelt die Belastung durch Elektromüll. Tatkräftig unterstützt wurden wir bei dieser Aktion vom Amt für Umweltschutz des Kreises Steinburg, die im vergangenen Schuljahr 1000 Alt-Handys für uns gesammelt hatte!
 
Baum- und Straucharten im Schulwald: 

  1. Faulbaum (Rhamnus frangula)
  2. Gemeine Fichte ( Picea abies)
  3. Esche (Fraxinus excelsior)
  4. Rotbuche(Fagus sylvatica)
  5. Feldahorn (Acer campestre)
  6. Schlehe (Prunus spinosa)
  7. Schneeball (Viburnum)
  8. Robinie (Robinia pseudoacacia)
  9. Wildbirne (Pyrus pyraster)
  10. Gemeine Hasel (Corylus avellana)
  11. Salweide
  12. Roterle
  13. Kirsche
  14. Traubenkirsche
  15. Birke
  16. Eiche
  17. Linde
  18. Weißbuche
  19. Eibe
  20. Espe
  21. Ulme
  22. Weißdorn
  23. Douglasie
  24. große Küstentanne
  25. Vogelbeere

Welche Projekte wurden in unserem Schulwald geplant und realisiert?

Diverse Lernstationen wurden projektorientiert geplant und aufgebaut, z.B. wurden Insektenhotels, eine Reptilienburg und eine Überwinterungshilfe für Igel gebaut, ein Heilkräuterbeet und ein Beet mit geschützten Pflanzen angelegt, eine Fledermausstation, mehrere Moorbeete sowie eine Hummelstation. Die Schülerinnen und Schüler entwarfen selbst Informationsschilder für alle Lernstationen für die Gäste des Schulwalds. Außerdem wurde ein grüner Klassenraum (Holzhütte mit Vorplatz) mit Lernangeboten wie der WaldKiste verwirklicht. Als Ruhe- und Rückzugsgebiet wurde ein Schulgarten mit Hochbeeten für gestresste Oberstufenschülerinnen und -schüler gegründet, Forschungsbeete angelegt und eine neue Streuobstwiese mit seltenen, alten Hochstamm-Obstbäumen nahe des Schulwalds angepflanzt. Unserer Schule geht es u.a. um waldbezogene Umweltbildung und um ganzheit-liches Lernen im Lebensraum Wald. Durch die Lernstationen werden Lernimpulse gesetzt und die Sensibilität für Umweltprobleme geweckt. Häufig sind die Stationen Anlass, um über gefährdete Lebewesen und Lebensräume ins Gespräch zu kommen. Waldpädagogik ist eine Form der Naturpädagogik und soll ganzheitlich durch praktisches Erleben und Lernen ökologische und gesellschaftliche Zusammenhänge in Wald und Natur nahebringen und so der Naturentfremdung entgegenwirken.


Und das ist in Bewegung geraten

Eine inklusive Schule wie die Gemeinschaftsschule Kellinghusen ist offen für alle jungen Menschen. Sie richtet ihren Unterricht und ihre Organisation auf eine Schülerschaft in der ganzen Bandbreite ihrer Heterogenität aus. Inklusiver Unterricht fand auch im Schulwaldkurs statt. Es wurde projektorientiert in heterogenen Gruppen gearbeitet, wobei zu Beginn jeder Stunde die Projektarbeiten oder der jeweilige Arbeitsstand des Projekts vorgestellt und besprochen wurden (z. B. Arbeiten am Kräuterbeet, an den Fledermausbeeten, in der Streuobstwiese, Anlage von Moorbeeten). Die Schülerinnen und Schüler wählen selbst, wo sie weiterarbeiten wollen. Die Projekte sind ergebnisorientiert. Mehrere Schülerinnen und Schüler konnten ein Praktikum als Gärtnerinnen und Gärtner oder als Landschaftsgärtnerin-nen absolvieren. Generell zeigen sie sich hochmotiviert und interessiert. Auch eine gewisse Sensibilität für Umweltprobleme entwickelt sich.
 

Didaktische Zielsetzung

Eine nachhaltige Entwicklung schont und fördert die Natur. Waldpädagogik hat das Ziel, den Menschen ganzheitlich, am Beispiel Wald, zu einem verantwortungsbewussten und vernetzten Handeln zu führen. Sie umfasst alle den Lebensraum Wald und seine Funktionen betreffenden Lernprozesse, die den Einzelnen und die Gesellschaft in die Lage versetzen, langfristig, zukunftsfähig, ganzheitlich, verantwortungsvoll zu denken und zu handeln. Bildung auf nachhaltige Entwicklung auszurichten, ist ein wichtiger Auftrag. Dies muss sich als Bildungsziel in Inhalten und Strukturen der Schule, aber auch im Verhalten von Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern abbilden und im Unterricht umgesetzt werden.

Zu sehen ist der im Aufbau befindliche Schulwald auch. Man findet ihn unter:
Film über den Schulwald


2015 erhielt unser Schulwald den Landesschulwaldpreis der SDW (Schutzgemeinschaft deutscher Wald)!


Walter Vietzen, Lehrer

(walter.vietzen@t-online.de)

Auszug aus dem Bauernblatt:

Landesschulwaldpreis geht nach Kellinghusen
von Carola Sagawe-Becker

"Moritz Graf zu Rantzau zeichnete mit der Übergabe des Landesschulwaldpreises 2015 die Gemeinschaftsschule Kellinghusen im Kreis Steinburg für vorbildliche Schulwaldarbeit aus. Die Auszeichnungsurkunde – unterzeichnet von Bildungsministerin Britta Ernst und Umwelt-minister Robert Habeck – sowie ein Gutschein des SDW-Landesverbandes Schleswig-Holstein e.V. in Höhe von 500€ fördern die Schulwaldidee als naturnahes Anschauungs- und Erfah-rungsobjekt im Land. Diese praxisorientierten Lernorte unter fachkundlicher Anleitung leisten einen wichtigen Beitrag für die schulische Umweltbildung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gemäß der Agenda 21 und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, durch greifbares Miterleben die Zusammenhänge in der Natur besser zu verstehen.
Diese wichtige umweltpädagogische Aufgabe lebt vom Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und wäre ohne dieses nicht realisierbar.

„Wald tut gut“, begrüßt Schulleiter Gerd Christian Thielmann die anwesenden Gäste. Natur als Erholungsraum für die Seele, diesen Raum zu verstehen und schützen zu lernen, sich als Teil des lebendigen Ganzen zu verstehen, all dies vermittele der Lernort Schulwald.
Um einen möglichst praxisnahen und handlungsorientierten Biologieunterricht zu ermögli-chen, pflanzten vor 25 Jahren die Biologielehrer Hajo Buchweitz und Wolf-Herrmann Tischler auf einem 5.000 m2 großen Areal hinter dem damaligen Schulzentrum Kellinghusen zirka 1.000 Baumsetzlinge.
Heute hat der inzwischen gewachsene Wald Lernstationen wie Insektenhotels, Reptilienburg, Igelburg, Heilkräuterbeet und Fledermausstation. Es wurden Forschungsbeete und eine Streu-obstwiese angelegt. Imker haben drei ihrer Bienenstöcke aufgestellt. Mit diesen Projekten und dem Bau eines grünen Klassenzimmers, der Lernwerkstatt Schulwald,  ist der Schulwald der Gemeinschaftsschule Kellinghusen nicht ein Unterrichtsort im Wald –er versteht sich als Lernort mit Lernangeboten, die Anreize bieten, Problembewusstsein schaffen, problemorien-tierte Fragestellungen auslösen, neugierig machen und damit Schüler/-innen motivieren, sich eigenständig forschend naturwissenschaftlich zu betätigen."